Auch am 2. Wochenende in diesem neuen Jahr zog es mich wieder aufs Rad. Selbst die kalten Temperaturen knapp über 0 halten mich da nicht auf….
Ja, ich muss zugeben: mittlerweile ist es eine richtige Sucht geworden. Durch Corona und die dazugehörigen Einschränkungen wird dann bei jeder Fahrt das Freiheitsgefühl nochmals gestärkt.
An diesem Wochenende viel mir aber der Start etwas schwer. Trotz vollmündigem Frühstück gemeinsam mit der Freundin konnte ich mich gegen 10:45 dann doch dazu aufraffen, die volle Montur überzuwerfen. Da das Thermometer nur 1 Grad anzeigte, hieß das: 3 Hosen, 3 Jacken, 3 paar Socken – damit auch ja nicht die Füße zu kalt werde. Das ich bei den letzten 20 km noch mit extremen Kälteschmerzen an den Füßen zu tun haben würde, war mir bis dato nicht klar. Unverfroren schmierte ich mir noch 2 Brötchen, tankte das Wasser auf (yum yum yum… – lecker kölsches Leitungswasser … ), pumpte meine Reifen seit einem Monat mal wieder auf die üblichen 5 Bar auf – und los konnte es gehen.
Der erste Wegpunkt war von einem aktuellen „Gedanken/Wunsch“ meiner Freundin und mir geprägt. Aktuell wohnen wir ja noch sehr zentral (und für Kölner Verhältnisse „günstig“) in der Altstadt/Süd. Jedoch ist Richtung Zukunft geblickt eine 1,5 Raumwohnung doch etwas „klein“, gerade da ich zu diesen Zeiten viel im Homeoffice bin. Da wird der Wunsch nach einem eigenem Arbeitszimmer immer größer. Daher hatten wir bei Immobilienscout eine Wohnung gefunden, die etwas außerhalb liegt, aber auch unseren Vorstellungen entspracht. Um mal einen ersten persönlichen Eindruck zu gewinnen, das Haus mal von außen persönlich zu sehen, die Lage und die Fahrt zur Arbeit zu begutachten, plante ich also den ersten Wegpunkt zur potentiell neuen Wohnung. Diese liegt in Köln Brück, direkt am wunderschönem Königsforst.
Die Fahrt dahin erwies sich sehr zäh – durch einige andere Touren kannte ich schon den Weg dort hin. Der Fahrradweg: teils vorhanden, marode. Teils gar nicht vorhanden. Hukel über Huckel zog sich die Anfahrt über mehr als 30 Minuten in Richtung Brück. Da fragt man sich teilweise, warum die solche Wege als Fahrradweg kennzeichnen. Man muss dazu sagen, dass Köln aus meiner Sicht einiges für eine fahrradfreundliche Stadt getan hat und tut. Aber es gibt auch noch viele Baustellen. Zumindest ist ein Trend in die richtige Richtung zu sehen. 🙂 Aber auch der Fahrbahnbelag brachte einen wieder zum Nachdenken – braucht man wirklich eine größere, teurere und dezentralere Wohnung? Kann man sich nicht glücklich mit dem schätzen, was man gerade hat? Auch wenn man da ein „paar“ Kompromisse eingeht? Diese Erkenntnis sollte sich im Laufe der weiteren Tour noch mehr bestätigen …
Kurz vor dem zukünftigen Wohnort merkte man schon stark, das man sich schon fast auf dem Land befand. Ein kleine REWE Supermarkt, ein Kiosk. Erreichbar zu Fuß in ca. 15 Minuten. Die nächste Haltestelle war auch nicht näher – also auch in die Stadt ca. 45 Minuten mit der Bahn. Da kam dann sofort wieder die Frage auf: hat man darauf Bock – will man diesen Kompromiss eingehen?
Am Haus angekommen sah man erstmal einen großen Besucherparkplatz für das Königsforst. Daneben ein schon sehr schickes Mehrfamilienhaus, in dem rechts oben die freie Wohnung leider nur mit geschlossenen Rollläden sichtbar wahr. Und was soll man sagen – ja, das Haus ist schön. Die Lage recht ruhig. Vielleicht zu ruhig? Da es sich am Anfang der Einflugschneise vom Köln/Bonn Airport befindet, wohl doch nicht ganz so ruhig. Der nahegelegene Wald – wunderschön. Jedoch natürlich dann auch mit gut Andrang, was man am Besucherparkplatz merkte. Insgesamt fühlte sich das alles sehr fremd und unwohl an. Ein Opa, der wohl sein Sonntagsspaziergang machte, blickte mich die ganze Zeit schaulustig an („was macht den der Herr auf dem Fahrrad dort …“). Nach nur ca. 3 Minuten kurzem Innehalten ging die Fahrt weiter. Und bei der Weiterfahrt kamen nur wenig gute Gedanken an den gegeben falls neuen Wohnort.
Die Tour führte mich weiter entlang am Königsforst. Zwar meist direkt an der Bundestraße, aber meist immer mit einem sehr gut ausgebauten Fahrradweg, was natürlich mein Herz höher schlagen lässt. Davon abgesehen, dass durch das kalte und trübe Wetter sowieso wenig Menschen unterwegs waren.
Komoot meinte es mal wieder „gut“ mit mir. Ein Weg sollte durch ein Stück Wald führen, wo beim Eingang in das grüne Gebiet mich der kleine Teich (siehe Titelbild) begrüßte. Nach ca. 1,5h an diversen Bundesstraßen freute ich mich auch sehr über etwas Ruhe und Natur. Doch natürlich wurde die Hoffnung sehr schnell gedämpft.
Der Weg war durch den Regentag zuvor voller Matsch und Schlamm, also dementsprechend schwer zu befahren. Direkt neben einem kleine süßen Fluss verlief eine große Autostraße, über welche man gefühlt noch mehr Autolärm verspürte, als noch zuvor an den Bundesstraßen. Und da kam es wieder – das bekannte Radlertief. Nach nur 15 Minuten Qual entschloss ich mich, entgegen der Empfehlung von Komoot, weiter diesem Weg zu folgen. Ich bog einen Weg nach oben ab und fuhr an einer endlich mal nicht so stark befahrenen Straße weiter Richtung Troisdorf. Die ganze Zeit begleitete mich an der rechten Seite, direkt neben der Straße, diverse Schilder mit einem warnenden Hinweis: ACHTUNG – Militärgebiet. Lebensgefahr. Außerhalb der Schussübungen trotzdem noch gefährlich. Immer wieder witzig, solche Kleinigkeiten wahrzunehmen. Natürlich sind solche Schilder berechtigt. Ich frage mich nur: wer denkt sich den Inhalt darauf aus? 😀
In Troisdorf angekommen, fuhr ich direkt durch. Immer im Fokus – der Rhein. Doch zuvor ging es wieder über eine allbekannte und auch beliebte Strecke an der Sieg entlang. Als ich an dem Radweg wieder ankam, nahmen die Glücksgefühle wieder ihren Lauf. Es ist ein wunderschöner Radweg, ein Großteil auf einem Dammweg, leichter angenehmer Schotter unter den Rädern. Mit Blick auf die Weiden ging es Umdrehung für Umdrehung weiter in Richtung Rhein, dort wo die Sieg kurz hinter Bonn mündet. Selbst die kalten Temperaturen, die durchgeschwitzten 3 lagigen Klamotten konnte meine Freude und mein Wohlsein nicht trügen.